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Madagaskar bremst den Raubbau an seinen Wäldern

Im zweitgrößten Inselstaat der Welt verlieren die Menschen immer mehr Boden unter den Füßen: Abholzung und die daraus folgende Erosion haben weite Teile Madagaskars in Ödland verwandelt. Doch zahlreiche Maßnahmen zeigen Auswege auf.

Madagaskar hat weite Teile seiner ursprünglichen Wälder verloren. Bereits in der Kolonialzeit fällten Europäer hier massenhaft Bäume, um das edle Holz für den Bau von Schiffen, Möbeln und Instrumenten zu verwenden. Heute ist der Hauptgrund die Brandrodung, mit der die Madagassen traditionell neue Flächen für die Landwirtschaft erschließen. Die Entwaldung beschleunigt sich auch durch den großen Bedarf an Energieholz. Denn fast alle Haushalte nutzen Holz oder Holzkohle zum Kochen. Alternativen wie Solar- oder Gaskocher sind für die oft am Existenzminimum lebenden Menschen unerschwinglich. Zudem ist der ländliche Raum kaum elektrifiziert.

Und mit der wachsenden Bevölkerung nimmt die Brennholz-Nachfrage zu. Das führt zu massiven Schäden: Ohne eine schützende Vegetationsdecke erodieren die Böden, vor allem während der Regenzeit – fruchtbares Ackerland geht so nach und nach verloren. Da weniger Niederschläge zurückgehalten werden und im Untergrund versickern, gerät auch der Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht.

Doch es gibt Initiativen, um Abholzung und Bodenerosion zu bremsen: Seit dem Jahr 2000 arbeitet die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit dem madagassischen Umweltministerium und anderen lokalen Partnern zusammen an Lösungswegen. Ansatzpunkt ist dabei die Energieholzgewinnung. In der Projektregion Diana im Norden des Landes beteiligen sich 2.600 Menschen aus 70 Dörfern an der nachhaltigen Herstellung von Holzkohle. Die Kleinbauern haben Nutzwälder angelegt und produzieren Brennstoff mit modernen Technologien. Das dämmt die Entwaldung ein und schafft gleichzeitig neue Einnahmequellen für die Bevölkerung.

Durch häufige Brände, daraus folgendem Vegetationsverlust und Erosion sind weite Bodenflächen degradiert. Und durch die Bepflanzung wird der Bodenerosion Einhalt geboten: Für die Neubepflanzung wird zunächst der Boden entlang der Höhenlinien gepflügt, sodass er Wasser aufnehmen kann, statt weiter zu erodieren. „Sobald eine Gemeinde ein Stück Land zur Wiederaufforstung ausgewiesen hat und der Boden vorbereitet ist, kann jede Familie ein oder mehrere Parzellen mit rasch wachsenden Bäumen bepflanzen. Sie erhält dann das verbriefte Recht, diese Fläche dauerhaft zu nutzen – eindeutig ein Anreiz, sorgsam mit dem Boden umzugehen. Nach fünf bis sechs Jahren folgt die erste Holzernte“, erklärt Steve Sepp. Der Forstexperte ist Geschäftsführer der Firma Eco Consult, die das Projekt als Teil des deutsch-madagassischen Umweltprogramms betreut. Die Landrechte und das damit verbundene Einkommen sind starke Anreize, sorgsam mit dem Boden umzugehen und z. B. Brände schnell einzudämmen. Das Plantagenholz wird dann in neu entwickelten Meilern verarbeitet. Aus der eingesetzten Holzmenge erzeugen die modernen Meiler dreimal soviel Holzkohle als zuvor. Betrieben werden diese effizienten Meiler durch kleine Unternehmen, welche von Platagenbesitzern und Holzkohleproduzenten gegründet wurden. Die Produzenten vermarkten ihren Brennstoff über die Dorfgemeinschaften. Weil sie dabei auf Zwischenhändler verzichten, steigen ihre Einkommen deutlich.

In der regionalen Hauptstadt Antsiranana nutzen mittlerweile 30.000 Menschen diese Holzkohle. Ein Herkunftssiegel garantiert ihnen die nachhaltige Produktion. Mehr als 4.000 Haushalte verwenden außerdem inzwischen Kochherde, die ein Drittel weniger Holzkohle verbrauchen. Handwerker stellen diese energieeffizienteren Öfen vor Ort her und verkaufen sie.

Der Erfolg des Projekts ist sichtbar: 9.000 Hektar Plantagenwald wurden bislang aufgeforstet, und etwa 100.000 Hektar Naturwald vor der Abholzung bewahrt. „Die Naturwälder und die Böden werden dauerhaft geschont, denn die Plantagenbäume treiben nach der Ernte wieder aus und sind mindestens 30 Jahre lang nutzbar. Damit wird die nachhaltige Holzkohleproduktion den Menschen auch weit über das Projektende hinaus ein stabiles Einkommen sichern“, so Sepp. Und damit hat auch gesunder Boden wieder einen sichtbaren Wert bekommen.