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Boden & Energie

Unsere Böden stecken voller Energie: Unter ihnen lagern fossile Rohstoffe und geothermische Energiereserven, auf ihnen wachsen Brennholz und Biomasse, sie sind das Fundament für Windkraftanlagen und Solarpanels. Doch der weltweit steigende Bedarf nach Energie bedroht das Leben unserer Böden. Knapp ein Prozent der Erdoberfläche wird für die Gewinnung von Öl, Kohle, Erdgas und anderen Rohstoffen genutzt – und die Nachfrage steigt. Das verändert die Natur und Landschaft, beschleunigt die Bodenerosion und vertreibt Menschen von dem Land, von dem sie häufig auch leben.

In armen Ländern hängt ein Großteil der Energieversorgung von verfügbarem Brennholz ab. Geschätzt wird, dass etwa 2,4 Milliarden Menschen weltweit mit Holzbrennstoffen kochen, das entspricht etwa 40 Prozent der Bevölkerung in Entwicklungsländern.  Brennholz bzw. Holzkohle wird zum Kochen, Nahrungskonservierung, Wassersterilisierung und Heizen gebraucht und spendet abends Licht. Doch durch die Abholzung von Bäumen und Gebüsch zur Holzkohleproduktion degradieren Böden und Landstriche, Brennholz wird knapp. Ein einzelner Haushalt in Madagaskar vernichtet z.B. pro Jahr etwa einen Hektar Naturwald. Die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern für die Deckung des Energiebedarfs der lokalen Bevölkerung ist daher unumgänglich.

Das Spannungsverhältnis zwischen unserem Boden und der Förderung von Energie wird besonders auch beim Thema Bioenergie deutlich: Flächen- bzw. Nutzungskonkurrenz und steigender Druck auf die natürlichen Ressourcen stehen im Mittelpunkt der Diskussion um die Nutzung von Agrarrohstoffen, also von Nahrungs- und Futtermitteln, aber auch von anderen Rohstoffen wie Holz oder Kautschuk, die für deren Herstellung verwendet werden. Felder, die für die Produktion von Bioenergie genutzt werden, sind für die Nahrungsmittelproduktion nicht mehr verfügbar. Auch kann der großflächige Anbau von nachwachsenden Rohstoffen auch zur Folge haben, dass die Biodiversität abnimmt und Kleinbauern von ihrem Land vertrieben werden. Oft werden auch Wälder in Produktionsflächen umgewandelt, was vermehrt Treibhausgase freisetzt. Schon jetzt werden für die Produktion von Bioenergie weltweit über 40 Millionen Hektar Land genutzt, 2050 dürften dafür knapp 110 Millionen Hektar nötig sein.

Es gibt aber auch gute Gründe für die Produktion von Energiepflanzen: Sie ist eine Chance für die Entwicklung ländlicher Räume in Entwicklungsländern, da sie neue Einkommensmöglichkeiten für (Klein)Bauern schaffen und die Energieversorgung verbessern kann. Nicht nur Biokraftstoffe wie Mais, Getreide und Zuckerrüben, sondern auch landwirtschaftliche Reststoffe und Holz können zur Stromerzeugung genutzt werden. Gerade Länder, die nicht über einen Zugang zum Meer verfügen, können sich durch Biokraftstoffe teure Erdölimporte sparen. Ein Beispiel ist Malawi, welches bereits seit 1982 den fossilen Kraftstoffen Ethanol beimischt. Dabei nutzen sie Molasse, ein Nebenprodukt der Zuckerproduktion. Zudem gilt Bioenergie als klimaschonende Alternative zu fossilen Brennstoffen und wird aus diesem Grund, wie zum Beispiel von der Europäischen Union, politisch gefördert.

Es muss jedoch Ziel sein, die bestehende Konkurrenzsituationen zwischen Ernährungs- und Energiesicherheit zu reduzieren. Beispielsweise können Nahrungsmittelpflanzen für die Energiegewinnung angebaut und bei eventuellen Nahrungsmittelengpässen für die eigene Versorgung verwendet werden. Auch der gemischte Anbau von Nahrungsmitteln und andersartigen Energiepflanzen auf denselben Feldern ist möglich und umweltschonender.

Auf den ersten Blick unbedenklicher ist die Nutzung landwirtschaftlicher Reststoffe und Abfälle, wie zum Beispiel vergärbare Biomasse aus kostengünstig anfallenden Bioabfällen und Algenrestbiomasse. Zum Beispiel entstehen bei der Palmölproduktion in Indonesien Abwässer, die immense Mengen an Methan abgeben. Deren Nutzung als Biogas kann die Umwelt stark entlasten und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. In Deutschland und der EU allerdings werden viele Reststoffe bereits von der Industrie genutzt. Eine gesteigerte Nachfrage nach Reststoffen für Biokraftstoffe kann daher zu Engpässen führen, womit z.B. die Gefahr einhergeht, dass nicht genügend Weizenstroh auf den Feldern belassen wird. Das wiederum wäre für den Erhalt der Nährstoffe im Boden fatal.

Bioenergie kann höchstens ein kleiner Teil der Lösung für klimaschonende Energieproduktion sein. Auch wenn etwa die Fluggesellschaft British Airways plant, ab 2018 alle Flugzeuge am Flughafen London City mit Biokerosin aus 100 Prozent pflanzlichen Abfällen zu tanken – die Technik dazu steckt in den Kinderschuhen und Biokraftstoff wird kaum den gesamten Flugverkehr stemmen können.