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Mit der "Power-Tomate" gegen den Welthunger

Hunger entsteht nicht nur durch fehlende Kalorien, sondern auch durch einseitige Ernährung. Wer unter „verborgenem Hunger“ leidet, riskiert Mangelerscheinungen und Krankheiten. Gemüse kann hier helfen. Doch gerade in Entwicklungsländern sind der Anbau, der Transport und die Lagerung von Früchten und Gemüsen schwierig. Das Weltgemüsezentrum will das ändern – mit der Entwicklung von besonders widerstandsfähigen Tomaten-, Okra- und Amaranth-Sorten.

Weltweit leiden über 800 Millionen Menschen an Unterernährung. Eine weitere Milliarde hat zwar genügend oder sogar zu viel zu essen, aber auf ihren Tellern landen lediglich Reis, Weizen oder Mais – oder nur industriell gefertigte, zucker- und fettreiche Nahrung. Solch einseitige Ernährung füllt zwar den Magen, doch es fehlen Vitamine und Mineralstoffe.

Dass Gemüse Abhilfe gegen „versteckten Hunger“ schaffen kann, liegt auf der Hand. Doch der Anbau ist in Entwicklungsländern selten – viele Sorten sind anfällig für Schädlinge und nach der Ernte zu kurz haltbar. Dank des Weltgemüsezentrums (AVRDC) mit Hauptsitz in Taiwan und Ablegern in Asien und Afrika ändert sich das: Die Forscher züchten widerstandsfähige Gemüsesorten und machen sie so wieder anbaufähig. Wohl am sichtbarsten ist ihr Erfolg in Tansania: Der Großmarkt in Arusha ist in den vergangenen Jahren zu einem Tomatenparadies geworden. Vor allem die Sorten Tanya und Tengeru werden hier verkauft und in alle Teile des Landes ausgeliefert. „Die beiden haben eine Revolution ausgelöst“, sagt Roland Schafleitner, Molekulargenetiker am Weltgemüsezentrum.

Durch intelligente Kreuzungen von Sorten sind Tanya und Tengeru resistenter gegen Schädlinge und Krankheiten und kommen mit wenig Wasser oder Nährstoffen aus als herkömmliche Tomatensorten. Ihre Festigkeit macht sie transportfähiger, auf dem Marktstand bleiben sie bei Hitze und Feuchtigkeit länger frisch.

Dem AVRDC zufolge ist die Tomatenproduktion in Tansania seit 1997 um über 40 Prozent angestiegen. Und das rentiert sich auch für die Bauern, die in der Regel acht Mal mehr durch Tomaten- Anbau als etwa mit Reis verdienen. Weil ihre Bewirtschaftung weitaus aufwendiger ist, hat die Tomate zu einem wahren Jobwunder in ländlichen Regionen beigetragen.

Doch die „Power-Tomate“ ist gefährdet. Tengeru und Tanya sind von neuen Viren bedroht. „Wir züchten laufend neue Tomaten- Generationen“, erklärt Schafleitner. Zugleich widmet sich das AVRDC zunehmend traditionellen afrikanischen Gemüsesorten, von denen viele sehr vitaminhaltig sind. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) haben die Forscher aus den nahrhaftesten Pflanzen widerstandsfähige Sorten entwickelt: „Zu den Top-Drei der nährstoffreichen Pflanzen gehören Amaranth, die Spinnenpflanze und der Afrikanische Nachtschatten“, sagt Schafleitner.

Ob „Power-Amaranth“ oder „Power-Okra“ – die nächste Gemüse-Revolution wird also nicht lange auf sich warten lassen.