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Trüffel: Eine Delikatesse als Helfer bei der Waldaufforstung

Trüffelknollen gelten als kulinarische Spezialität. Doch sie sorgen nicht nur für hochwertige Gaumenfreuden. Der Edelpilz fördert zugleich das Wachstum verschiedener Baumarten – und kann damit bei der Wiederaufforstung nach Waldbränden helfen.

Waldbrände sind in den Mittelmeerländern eine große Bedrohung. Die Flammen vernichten fast jeden Sommer große Flächen wertvollen Waldes. Also muss immer wieder aufgeforstet werden, wobei nicht alle neu gepflanzten Bäume letztlich durchkommen.

Ihre Überlebenschancen lassen sich jedoch verbessern. Bei Wiederaufforstungs-Studien fanden spanische Wissenschaftler heraus, dass Eichen besser wachsen, wenn sie vor dem Auspflanzen mit dem Perigord-Trüffel (Tuber melanosporum) geimpft werden. Wichtigste Voraussetzung dafür ist der geeignete Lebensraum für den Trüffelpilz: kalkhaltiger und lockerer Boden.

Ihre wachstumsfördernde Wirkung hängt mit der Lebensform der Trüffel zusammen: Sie gehören zu jenen Pilzen, die mit bestimmten Baumarten eine Symbiose (Mykorrhiza) eingehen. Bei dieser Verbindung besiedelt das Pilzmycel – ein fädiges Geflecht, das den Boden durchzieht – die äußeren Baumwurzeln. Dies ist zum Nutzen beider Organismen: Die Pilze erhalten vom Baum einen Teil der durch Photosyntese generierten Kohlenhydrate. Im Gegenzug verbessern die weit verzweigten Pilzfäden die Nährstoff- und Wasserversorgung des Baumes. Mykorrhizen machen Bäume außerdem widerstandsfähiger gegenüber Krankheitserregern.

Das Impfen von Eichensetzlingen mit Trüffelsporen bietet somit mehrere Vorteile: Es hilft, verbrannte Flächen zügig wieder mit einheimischen Bäumen aufzuforsten. Außerdem trägt die nachwachsende Vegetation durch Wurzelbildung dazu bei, das Abschwemmen des Bodens bei starkem Regen zu verhindern. Aber auch wirtschaftlich können sich die Perigord-Trüffel für die von Waldbränden geschädigten Gebiete lohnen: Unter günstigen Bedingungen bilden die Pilze nach vier bis zehn Jahren erste Fruchtkörper. Diese Trüffelknollen können zu sehr hohen Preisen verkauft werden; sie gehören mit dem Kaviar zu den teuersten Lebensmitteln weltweit.

Dass Trüffel auch in Deutschland auf kalkhaltigen Böden relativ oft zu finden sind, entdeckten die Freiburger Forscher Ludger Sproll und Ulrich Stobbe erst vor wenigen Jahren. Mit Unterstützung von speziell ausgebildeten Hunden stießen sie allein in Baden-Württemberg auf 121 Fundorte. Wildwachsende Trüffel gelten bei uns jedoch als geschützte Arten. Sie zu sammeln ist verboten, es sei denn es dient Forschungszwecken.

In den Trüffel-Regionen Spaniens, Italiens und Frankreichs wachsen die Pilze dagegen nicht nur in Wäldern, sondern werden seit einigen Jahrzehnten zusätzlich in Plantagen angebaut. 2011 legten die Forstbotaniker Sproll und Stobbe auch am Bodensee eine ökologisch nachhaltige Plantage an. In zwei bis drei Jahren rechnen sie mit der ersten Ernte.

„Unsere jährlichen Probeentnahmen sind sehr erfolgversprechend, denn an den Baumwurzeln dominieren weiterhin die Trüffel-Mykorrhizen“, sagt Ulrich Stobbe. In der Trüffelzucht sieht er neue Chancen für eine umwelt- und bodenschonende Form der Landwirtschaft: „Trüffelplantagen brauchen keinen Dünger und keine Pestizide. Sie sind langlebige Kulturen und bieten vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum.“

Mittlerweile gibt es weitere Anbauflächen. So werden beispielsweise Haselnusssträucher, Eichen und Buchen an Steillagen des Weinbaus in Franken genutzt, um Trüffel anzusiedeln. Dieses Modellprojekt der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau soll die Biodiversität fördern und die Kulturlandschaft erhalten. Sofern sich der Trüffelanbau in Deutschland bewährt, eröffnet er viele neue Chancen für eine nachhaltige Wertschöpfung. Sowohl Betreiber von Trüffelkulturen als auch Gastronomie und Tourismus könnten dann von den kulinarischen „Schätzen des Bodens“ aus heimischem Anbau profitieren.